Nicole Janßen
  Streetparade
 

Zürich Switzerland

12.08.2005

 


Mehr oder weniger ausgeschlafen traf ich irgendwann am Flughafen Köln/Bonn ein. Nach einem letzten Abschiedskuß von meinem Mann und der überflüssigen Bemerkung: … und sei lieb! Konnte es endlich losgehen. Die Anderen (Tante Tanja, Nina und CP) waren irgendwie schon etwas länger vor Ort als ich endlich eintraf und hatten auch schon eingecheckt. In der Wartehalle von German Wings erkannte man ziemlich gut, wer zur Streetparade wollte, und wer nicht. Zu denen, die auf jeden Fall nur aus diesem Grund auf dem Weg nach Zürich waren, gehörten die Leute der Wattenscheider Partyfraktion, die an ihren Jacken zu erkennen waren. O.K. da konnten wir als abtrünniges Grüppchen der Wuppertaler Studentenreitgruppe natürlich nicht mithalten. Die Wattenscheider hatten sogar einen eigenen Wagen auf der Parade. Damit wären wir in die Geschichte der Studentenreiterei eingegangen: Die Wuppertaler Reitgruppe und ein eigener Wagen auf der Streetparade. Undenkbar! Wir hätten auch nicht lange überlebt. Wahrscheinlich wären wir beim Abspielen von: Mach den Oxer endlich breiter … mitsamt unseres Wagens in den Züricher See geschmissen worden. Aber es gibt ja zum Glück auch noch ein Leben außerhalb der Reitgruppe und von Schlager wollte von uns an diesem Wochenende niemand was hören.

Aus organisatorischen Gründen schafften wir es nicht aus dem Flieger geschmissen zu werden, obwohl es Probleme mit der Flüssigkeitsversorgung gab, und trafen planmäßig in der Schweiz ein. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten (ich versteh ja schon nix, wenn ich am Schalter der Deutschen Bahn was frage, auf schweizerisch ging das gar nicht) saßen wir dann im Zug Richtung Zürich Hauptbahnhof. Axel, bei dem ich immer noch Flugangst vermute, war inzwischen mit seinem A2 am Hotel angekommen und empfing uns. CP war wirklich verwirrt, der Arme erkannte die Züricher Innenstadt ohne Raver und Paradewagen gar nicht. CP: Ich versteh das nicht, wo sind denn die ganzen Leute und warum fahren hier Autos? Tante Tanja und ich wollten noch was shoppen und Nina ging mit den Männern schon mal was trinken. Abends trafen wir uns dann in einer Bar. Leider konnte CP die Bedienung nicht davon überzeugen die Musik lauter zu machen. Mit landestypischer Gutmütigkeit erklärte sie uns dann, daß die Streetparade erst am nächsten Tag sei (ach nee!) und da wär dann auch „mehr los“. Von irgenwelchen Pre-opening-Partys wusste sie auch nichts und so machten wir uns von Züricher Gediegenheit verfolgt partyhungrig auf die Suche. Am Hauptabahnhof angekommen und nicht fündig geworden trösteten wir uns mit dem Gedanken an den morgigen Tag. Am nächsten Morgen ertönten endlich die ersehnten dumpfen Bässe aus Richtung Bahnhof. Die Opening Party mit DJ Tatana hatte um 10 Uhr begonnen. Es fuhren zwar noch Autos, aber die Innenstadt füllte sich minütlich mit Ravern. Wir arbeiteten uns vor bis in die Bahnhofshalle. Ein Bass, der durch Mark und Bein geht, tausende von Partyleuten, eine riesige Bühne – kurz Bombenstimmung und das Gefühl zu Hause zu sein zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht. Anschließend wanderten wir Richtung Parade Strecke. Dort trafen wir auf CP´s Frisörin und deren Freundin. Leider kamen wir nur im Schneckentempo voran, weil die Männer ständig auf´s Klo mussten. Während wir mal wieder vor einem Männerklo warteten erblickte ich eine endgeile Sau, welche mit ein paar Freunden die Straße entlang ging. Sein Sixpack, überzogen von makelloser brauner Haut, das T-Shirt ausgezogen, hinten in die Shorts gesteckt … Junghengstparade! Tante Tanja: Der ist höchstens 16! Ich: Na und? Ich will den ja auch nicht heiraten, ich bin verheiratet! Dann fing endlich die Parade an. CP und Axel spielten noch was im Schaum und dann wanderten wir Richtung Innenstadt. Genau an dieser Kreuzung (siehe Bild) verloren wir Axel. Wir waren völlig aufgelöst als Tante Tanja sagte: Ich hab eine Idee. Und weg ging. Nach kurzer Zeit war sie mit Schäfchen (Axel) wieder da. Er musste mal wieder und hatte sich zu dem links unten im Bild befindlichen Baum begeben. Mittlerweile war es gegen fünf Uhr und damit Zeit für ein Päuschen. Tante Tanja und ich zogen uns zum Relaxen (ALLEINE!) ins Hotel zurück. Nach sechs Stunden konnten wir eine Dusche und unsere Füße eine Pause vertragen. Eine Stunde später trafen wir wieder auf die Anderen. Schäfchen hatte sich mit dem Kommentar: Hier ist die Musik scheiße. Von Nina und CP getrennt. Mehrere Anrufe der Beiden, die Axel mit Schweigen beantwortete führten dazu, dass CP ausfallend wurde: Schäfer, du Arsch, jetzt sag endlich was! Nina: Gib mir mal das Telefon! – Hm die Musik hört sich genau so an, wie die hier. Der kann nicht weit sein. Und nach einer kleinen Runde hatten wir Schäfchen wieder in unserer Mitte und erklärten ihm, dass er jetzt nur noch bei Tante Tanja an der Hand gehen darf. CP: Warum bist du denn nicht ans Telefon gegangen? Schäfchen: Wieseo? Bin ich doch! CP: Ja dann mußt du ach was sagen! Wir feierten noch etwas in der Altstadt und trafen dabei Mr. Sixpack wieder. Die weltallerbeste Nina machte, nachdem ich die Jungs angequatscht hatte, dann ein Foto von mir und ihm, dass ich jetzt nicht zeige, weil man sich bei näherer Betrachtung fragt, was der Junge mit der alten Frau da auf dem Bild will. Als wir gegen 23 Uhr in einem Restaurant saßen wurde Schäfchen auch langsam wieder nüchtern und wir entschieden, dass 12 Stunden feiern reichen. Am nächsten Tag machte Zürich uns die Abreise mit Regenwetter nicht all zu schwer. Auf dem Rückflug konnte ich mir dann auch langsam wieder vorstellen in mein altes Leben zurück zu kehren, ohne Musik und Party. Wehmütig erinnerte ich mich an die Streetparade, die eigentlich erst vor ein paar Stunden gewesen war, aber mit jeder Flugminute verblasste. Die Streetparade war nicht so schön, wie meine ersten grossen Raves, die Thunderdome 1993 in Utrecht, oder der Orion Rave 1993 im Bavaria Filmpark, aber sie war in jedem Fall netter als meine erste und letzte Mayday Sommer 1993 in Berlin. Ist das alles wirklich schon 12 Jahre her? Aber mit dem Feiern ist es wie mit dem Reiten, wenn´s einen einmal gepackt hat, kommt man so leicht nicht mehr von los. In diesem Sinne: stay unite, save the vinyl und keine macht den drogen!

Eure Nico
 
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