Nicole Janßen
  CHU Susis erstes Mal
 

Susi´s Erstes Mal

 

Mein erstes Studi-Turnier fand in Trier im November letzten Jahres statt. Ich war bereits bei der Hinfahrt echt aufgeregt, da es nicht nur mein erstes Studi-Turnier sein sollte, nein auch mein allererstes Turnier überhaupt. So gut es ging versuchte ich jedoch jeden Gedanken an die A!!!! Dressur, die ich am Samstag reiten sollte zu verdrängen. Am Ankunftsabend gelang es mir auch einigermaßen, zumindest in den ersten 10 Minuten. Denn ich war von der Begrüßungszeromonie bereits geschockt. Echt wahr! Unser Clauchen knuschte Frauen auf den Mund. “Hallo ...!!! Wie geht´s Dir?“ Schmatz! Ich hoffte nur, dass ich das nicht auch tun musste. Also verhielt ich mich ganz ruhig, kaufte mir ein Bier und setzte mich ganz brav in die Ecke und guckte mir dieses Ereignis aus der Ferne an. Ich hoffte, nur dass es später zu keiner Orgie kam. Oh Gott, warum hab ich mir das nur angetan? Dieser Satz schoß mir an diesem Wochenende nicht nur einmal durch den Kopf. Als ich dort nun aber in der Ecke saß, ganz allein, kam meine Nervosität wieder hoch. Also versuchte ich sie im Alk zu ertränken. Irgendwann wurde mir ganz schlecht...und ich lallte (nicht: knutschte!!) irgendwelche Mädels zu, die mir ihrerseits auch einen Knopf an die Backe laberten. Aber vor diesen Mädels hatte ich echt Respekt und absolute Hochachtung, denn sie erzählten mir von ihren eigenen Pferden, mit bester Ausbildung , dass sie etliche Turniere gewonnen haben und wer weiß wie viele Pferde eingeritten haben. Ich wurde immer sprachloser und kleinlauter... und nervöser... Ich hatte schließlich nur eine Reitbeteiligung an Pascha, einem alten, aber total sturen Haffi, der nicht einmal richtig angaloppieren konnte, den ich aber über alles liebte.

Schließlich gegen 4 Uhr früh schleppten Clau und ich  uns  auf die Luma. Nach 2 Stunden komatösen Schlafes wurden wir geweckt. Doch statt wie sonst völlig mürrisch zu sein, war ich hellwach (immer noch besoffen) und mega nervös. Ich zitterte und versuchte mich wieder in den Alk Rausch zu versetzen. Doch leider war mir noch ziemlich schlecht und so musste ich mich ein wenig zurück halten. Clau sagte mir dann nach der Pferdevorstellung, dass ich  „den dicken Fuchs da“ reiten sollte. Dieser Fuchs sprang aber nach dem ersten Einreiten bereits wie ein Füllen bockend durch die Halle. Dies steigerte ungemein meine Ruhe. „Du musst nur oben bleiben“ trichterte sie mir noch ein.

„O.k.“ schluck, „Ich versuch´s!“ Als ich auf diesem Fuchs saß und mir von der Vorreiterin etliche Tips geben ließ, die aber sofort wieder vergaß, half mir dieser supertolle Reiterlehrer.

Er gab mir Ratschläge und flößte mir Ruhe ein. Ich war ruhig!! Unglaublich! Na, ja ich zitterte jedenfalls nicht mehr am ganzen Körper sondern nur noch an den Händen und haßte mich. Wieder einmal schoß mir der Satz durch den Kopf: Oben bleiben!!!! Oh Gott, warum hab ich mir das angetan?

Beim Einreiten in die Halle, tobte natürlich der Bär auf der Tribüne und der Fuchs jagte wieder durch die Halle. Nein, wie schön!! Nach diesem Ritt (ich dachte die ganze Zeit nur an: Oben bleiben!!) war ich heilfroh endlich erlöst zu sein. Als ich jedoch mein Ergebnis hörte, dachte ich, die machen einen Scherz. 5,7!!! Damit war ich besser als die o.g. Mädels, die ja schon ach so viele Turniere gewonnen hatten! Haha!! Ich sprang vom Pferd, froh endlich unten zu sein, auf sicherem Boden. Doch dann passierte es: die Anspannung löste sich von mir, und ich fing an zu weinen. Nein, das ist nicht der richtige Ausdruck: Ich heulte Rotz und Wasser, flennte und kriegte mich überhaupt nicht mehr ein. Wir trugen alle Engelsflügel aus Pappe auf dem Rücken und einen Heiligenschein aus Alufolie über der Kappe, aber ich fühle mich wie das letzte Häufchen Elend. Doch Clau brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: „Super-Susi, was ist los? Das war doch gut! Warum heulst Du denn? Du musst doch morgen erst springen!“ Ich war sprachlos und sofort versiegten meine Tränen. Das ist einer der Gründe, warum wir alle unser Clau so lieben, sie holt uns immer wieder charmant und einfühlsam auf den Boden der Tatsachen zurück.

Scheiße, das hatte ich so sehr verdrängen wollen! Also blieb mir nichts anderes übrig als meine Angst wieder im Alk zu ertränken. Am nächsten Tag war ich erst sehr spät an der Reihe. Und zählte in der Zwischenzeit im Geiste meine Springstunden, die ich bis dato hatte. Ich kam genau auf ....4 Cavaletti Stunden! Enorm! Clau baute mich mit ihrer Art aber auf: Du springst doch mit Pascha auch im Busch, also wo liegt das Problem? Clau, die Sprünge im Busch sind 30 cm hoch und nicht wie hier meterhoch, was sag ich haushoch.!! Aber sie ließ sich auf keine weiteren Diskussionen ein. Ich hockte auf der Tribüne lernte diesen Parcour in- und auswendig und führte meinem Körper mal wieder flüssiges Beruhigungsmittel (Alk, was sonst) zu. Kurz bevor ich dran war , stürzte jedoch ein Mädel und flog im hohen Bogen vor die kurze Seite und knallte zuerst mit dem Kopf und dann mit der Wirbelsäule vor die Bande. Sie brüllte und schrie dann wie am Spieß. Sanitäter kamen und versorgten sie eine Viertelstunde und schließlich wurde sie mit einem Krankenwagen abgeholt. Ich war grün und weiß im Gesicht und mir war schlecht (wahrscheinlich nicht vom Alk). Ich wollte nur noch weg, nach Hause. Hilfe!! Es half jedoch alles nichts, schließlich bin ich ja kein Feigling... Nach meinem Ritt  (6,7 abzügl. 0,5 für eine Stange) sprang ich wieder wie von der Tarantel gestochen von dem Pferd. Und was passierte?

Genau! Ich heulte wieder!!! Um ein Haar wäre ich nämlich auch noch eine Runde weitergekommen. Aber alle waren echt froh, dass ich es nicht geschafft habe, denn die Taschentücher waren aus!

 

Zu guter letzt kann ich nur sagen, es hat tierisch Spaß gemacht (trotz der Heulerei) alle hatten was zu lachen (über mich!) und wir machten mit der Mannschaft (auch mit mir) den 5. Platz!!!

 

          Eure (Heul) Susi
 
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