Nicole Janßen
  Punta Nico
 

Punta Arabi ...

 

Die Zeit, die bleibt hier stehen. Punta Arabi du willst nie wieder gehen! ... Zu einem richtigen Club gehört auch ein richtiger Clubsong und dieser darf in Anbetracht des Alkoholpegels der Gäste auch nicht zu schwierig sein, vor allem nicht, was die Melodie betrifft. Aber fangen wir von vorne an.

Ich (N.O., 28J. aus W.) dachte mir, bevor ich zu alt werde für die Mega-House-Musik-Party-Insel Ibiza muß ich unbedingt meinen letzten Partyurlaub dort verbringen. Ich sah mich die Nächte in den besten Clubs durchtanzen..., Füße, die mich morgens um acht Uhr kaum noch zum Hotel tragen können ..., vollkommene Erschöpfung nach etlichen Tagen ohne nächtlichen Schlaf ... tagsüber im Schatten einmaliger Cafés, wie das Café del Mar, die unvergleichliche Stimmung genießen, die guter Chill-Out House und Meeresrauschen mit sich bringen... Traumurlaub mit Traummusik auf der Trauminsel.

Seifenblasen zerplatzten nach und nach! Punta Arabi, DER Kinderf... Club auf Ibiza, lag unwesentlich außerhalb und somit vollkommen ab vom Schuß, was die großen Discos, wie das Pacha, El Divino, Amnesia, Space, usw. anbelangt. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wären nicht auch die Hotel DJ’s frisch von hinterm Mond gekommen. Nur unter Schmerzen gelingen mir Erinnerungen an: „We will, we will rock you!“ und „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“. (Nach diesen Liedern mußte ich mich auf’s Zimmer zurückziehen und mich mit selbst mitgebrachten CD’s therapieren.)

O.K. in Anbetracht des geschenkten Reisepreises und der zwei Sterne mußte man eben Abstriche machen! Da fällt die Wegrationalisierung von Honig und Nutella zum Frühstück (der einzig genießbare Brotaufstrich, spanische Marmelade strahlt schon durch die Verpackung) kaum ins Gewicht. Meine Hoffnungen konzentrierten sich auf den Tag unseres Mietwagens. Wir fuhren kreuz und quer über die Insel (trafen auf erschreckend viele, sich merkwürdig verhaltende und merkwürdig aussehende Subjekte, auch Engländer genannt), fuhren Straßen, die keine Straßen waren, fanden ein paar schöne Buchten, fuhren an etlichen Spar Märkten vorbei, obwohl Clau und Susi Hunger und Durst hatten (Clau mußte Marc erst schlagen, ehe er anhielt), und erkannten, daß die Party auf Ibiza seit gut einer Woche vorbei war. Große Schilder mit der Aufschrift: „Space closing 30.09.“ erinnerten schwach, an das was mal gewesen sein mußte. Das letzte Fünkchen Hoffnung erlosch beim Anblick des Playa d’en Bossa. Der Strandabschnitt unweit von Eivissa (Ibiza Stadt) entfernt, der Mallorca Status besitzt, erinnerte an verlassene Städte aus schlechten Western. An den Wänden der Strandbars wehten Fetzen von Plakaten vergangener Parties, etliche Kippen im Sand ließen erahnen, welche Menschenmengen dort gewesen sein mußten, jetzt hingegen spielten dort Kinder mit Förmchen.

Aber das Grauen sollte dadurch kein Ende finden. Als wenn es nicht schlimm genug gewesen wäre, das aus meinem Partyurlaub ein Rentnerurlaub geworden war, mußte ich erschreckende Dinge an meinen Mitmenschen feststellen. 1. Mein Freund ist frigide!?! 2. Mein schwuler Bruder knutscht Frauen mit echt fetten Ärschen. 3. Clau hat nur zwei Gesprächsthemen. A: Wie Susi abends einschläft. B: Wie T O L L !!! das Animationsprogramm am Vorabend war. 3. Susi quatscht ständig von ihrer Bräune (es gibt keine Rothaarigen mit blauen Augen, die wirklich braun werden!) und zeigt dabei aller Welt ihren fleckigen, dicken Bauch. 4. Benni (gerade 18J. und 35 Kg, die sich auf 1,80m Körpergröße verteilen) kriegt tatsächlich Frauen ins Bett.

Der Einzige, der mich noch an alte Werte glauben ließ war mein kleiner Bruder Sascha, der war apathisch wie immer.

Aber zum Glück gab es im Punta Arabi immer wieder neue Dinge zu bestaunen, so daß ich gar nicht viel Zeit hatte mir um all das Gedanken zu machen. So kam es, daß ich folgende Leute kennenlernte: ...den ersten Metzger, der ein eigenes Pferd besitzt (Jens ist Fleisch-Fachverkäufer und reitet), ...eine dunkelhaarige Susi, die sich auf, selbst für Benni abstoßende Weise, beim Abendessen Eis im Gesicht verschmierte und das witzig fand, ...die zwei Mädels vom Zoll (richtig, nicht vom Grill!), die süße Vicky und ihre Freundin Steffi, die schneller eine fifty-fifty Mischung Wodka-Red Bull trinkt, als ich ein Glas Milch und deren süddeutscher Charme einfach umwerfend war, ...Reinhard, der jeden Abend mit einem schwarzen Polunder und umgebundenen schwarzen Pulli zum Abendessen erschien, ...einen Stripper namens Sascha, der sich Raoul nannte, bi war und zum Abendessen in einem rosa String erschien, ... einen Tennisanimateur, der mir tatsächlich am liebsten gleich bewiesen hätte, daß er wirklich nur 5-6 Mädels pro Saison vögelt (da hatte er bis dato wohl erst vier, was?), ...eine 17jährige Dumpfbacke, die Sascha erzählte, sie habe zu Hause einen Freund und habe auch nur mit Kai von den Animateuren geschlafen (der Kai, von dem am nächsten Tag durch einen anderen Ani am Pool über Micro behauptet wurde, er habe einen Blumenkohl an seinem ...), ... usw.

Ich war so schwer damit beschäftigt nachzuvollziehen, was am peinlichen Verhalten nach Alkoholgenuß so witzig sein kann, daß ich als Einzige den Punta Club Song wirklich singen konnte, obwohl die anderen ihn mindestens drei mal so oft gehört haben, aber eben nicht nüchtern. (laßt Euch im übrigen nichts von Clau erzählen, der Punta Saufspruch geht: Seid ihr bereit? - Immer breit!

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen schrieb ich meinem alten Freund Francois eine Postkarte von unserer Hoteldisco mit der Aufschrift: „Punta Palace ... die Legende lebt“

 

Nico

 
 
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