Nicole Janßen
  Bad Wörishofen
 

Bad Wörishofen 2006

oder Tante Tanja und Nico im ü 80 Dorf

 

Als Tante Tanja sagte: Da gibt es ein billiges Hotel in Bad Wörishofen, ****, inklusive Wellness und von da aus ist es auch nicht weit zu Skigebieten. Dachte ich: O.K. Bad Wörishofen hatte ich irgendwo schon mal gehört. Ist vielleicht so ähnlich wie Mayerhofen. Egal, Hauptsache skifoarn!!! Und Wellness ist ja auch nicht verkehrt.

Also machten Tante Tanja und ich uns am Freitag auf den Weg. Nach einem nicht erwähnenswerten 10 km Stau, den wir mit irgendeiner Umgehungsstrecke, auf der auch Stau war (!) „umfuhren“, kamen wir in Bad Wörishofen an und irgendwie fühlte ich mich wie in „Return of the living dead“. Die Empfangsdame war großer Fan von Jennifer Rush (zumindest sah sie so aus) und die anderen Hotelgäste schauten uns ganz mitleidig an, weil jeder dort Einkehrende eine Lebenserwartungsdauer von maximal noch fünf Jahren hat. Die Zimmer waren sehr interessant ausgestattet: waldgrüner Teppich in Verbindung mit Eiche rustikal Möbeln sollten den üblichen ü 80 Gästen ein Hauch von zu Hause vermitteln. Aber wir sind ja jung (nicht mehr ganz), dynamisch (vor allem in der Mittelposition) und was war das dritte noch mal? Ach ja, flexibel. Wir sind vor allem flexibel, was in so einer Situation unbedingt notwendig ist. Frei nach dem Motto: Es kann ja nicht alles scheiße sein ging es ab in den Wellnessbereich. Ich meine: Hallo? Wo sollen denn sonst die **** her kommen? Wellnessbereich war suuuper (Tante Tanja bereicherte die finnische Sauna mit ihrem Aprikoseneis Aufguß)! Am besten war, dass wir fast alleine waren! Es ging nämlich schon stark auf 18 Uhr zu und da gab es Essen. Ein lecker Salatbuffet, Vorspeise, Hauptgericht und ein bomben Nachtischbuffet führten dazu, dass wir uns aus dem Restaurant kugeln mussten. Tanja schlug einen Verdauungsspaziergang vor, ich hatte Bedenken wegen der Zombies, aber Tanja meinte, es sei gleich acht und da gucken alle Nachrichten. Wie recht sie hatte. Freitagabend und keine Sau weit und breit in Bad Wörishofen.

Samstag: Wer um 18 Uhr zu Abend isst und nach den Nachrichten um 20:15 Uhr schlafen geht, der kann auch um 7:40 Uhr seine, im Reisepreis enthaltene, Entspannungsmassage erhalten, dachte sich zumindest Jennifer Rush und so hatte Tante Tanja ihren Termin um 7:40 Uhr (hatten wir Arbeitslager oder Urlaub gebucht?) und ich um 8:10 Uhr. Die Entspannungsmassage wäre vielleicht entspannend gewesen, wenn der Masseur einem nicht hundert Frikadellen an die Backe geschwatzt hätte. Schnell frühstücken (eine Stunde) und ab Richtung Piste! Wir vertrauten mal auf den Tip des Masseurs und fuhren zum Oberjoch. Heftiges Schneetreiben und eine ziemlich volle, schmale und rote Piste führten nicht gerade dazu, dass ich mich irgendwie gut fühlte bei der Abfahrt. Meinen Vorschlag ein paar Mal zum Warmwerden die blaue Piste zu fahren (immerhin basieren meine umfangreichen Skierfahrungen auf genau einem Skiurlaub und dieser liegt auch schon ein paar Jahre zurück) lehnte Tante Tanja ab, nachdem sie sich beim Ausstieg aus dem Ankerlift gebrezelt hatte. Schließlich fanden wir die Familienabfahrt, zwar rot, aber breiter und leerer, zumindest bis die ca. dreißig in blauschwarz gekleideten Männchen auftauchten, die alle das gleiche Outfit und den gleichen Rucksack hatten und - wie könnte es anders sein - englisch sprachen. Irgendwie ging mir mein ängstliches Kanten auf die Knie und so war ich gar nicht traurig, als wir den Heimweg antraten. Schön in die Sauna (Schwimmbad ließen wir mal aus, man soll es ja auch nicht übertreiben mit dem Sport) und beim Abendessen vergeblich auf das Nachtischbuffet gefreut. Wurde wegrationalisiert. O.K. zum Trost, immerhin war Samstagabend (!), gingen wir ins Dörfchen in eine Cocktailbar.  Cocktails waren lecker, aber eine handvoll Dorfjungens in der einen Ecke und ein paar ältere Dorftrottel an der Theke brachten nicht wirklich Stimmung. Das einzige was den Kurzurlaub jetzt noch retten konnte war flirttaugliches Wetter am Sonntag.

Sonntag: Kinderabfahrt war gestern, heute fahren wir nach Oberstdorf. (Das hatte ich auch schon mal gehört und mir schwante Schlimmes.) Nachdem ich in der Tiefgarage überschüssigen Lack an meiner Beifahrerseite an einem Pfeiler abgeputzt hatte und nach 1,5 Stunden Fahrt, auf der wir glaube ich nicht ganz vergeblich versuchten unseren Anhalter, der am Vorabend auf einem Metal Konzert in Kaufbeuren gewesen war und sonst Forstwissenschaften in München studiert, zu überzeugen zur Studentenreitgruppe München zu gehen, kamen wir an der Skisprungschanze an. Frei nach dem Motto: Vielleicht lernen wir ja im Krankenhaus jemanden Nettes kennen, fuhren wir mit dem Lift nach oben. Dort angekommen erklärte man uns dann, dass Skisprung mit Curver Skiern nicht so gut ist, also fuhren wir einen Parkplatz weiter zum Gondellift. Dort angekommen beschimpfte mich der Parkplatzwächter wegen meines Kennzeichens BM ich käm wohl aus der Bauernmetropole. Halt Mal! Ein Parkplatzwächter aus Bayern beschimpft mich als Bauernmetropolen Einwohnerin? Bevor ich mich aufregen konnte lieh ich mir Skistöcke bei Jesus im Skiverleih und saß auch schon in der Gondel.  Die Abfahrt war ganz breit und auch schön blau. Was weiter zu meiner Entspannung beitrug war die Tatsache, dass man weiter als fünf Meter sehen konnte. Alles roger! Startklar zum Flirten! Aber mit wem nur? Kinder mit Snowboards, Familien mit Kindern, Typen in unserem Alter, die sich dadurch disqualifizierten, dass sie Telekom Aktien gekauft hatten und das auch noch erzählten und noch mal Kinder mit Snowboards. Nachdem Tante Tanja sich ganz ohne Ankerlift gebrezelt hatte und dabei auf ihre, im Rucksack befindliche Buttermilch geplumpst war, ließ sich ein gewisser Buttermilchduft in der Gondel nicht ganz vermeiden, dem wir die Bekanntschaft eines netten älteren Herrn verdankten. Aber so was hatten wir doch schon mal, oder? Ich wartete vergeblich darauf, daß jemand wie Tom Cruise in Top Gun zu mir kam und sagt: Ich bin nur rüber gekommen um sie davon abzuhalten einen Fehler mit diesem älteren Herren zu begehen. Also mussten wir die Sache selbst beenden. Auch in der Skihütte, bei Kaiserschmarrn und Germknödel gab es nichts zum angraben. Desillusioniert fuhren wir zum Hotel und mussten feststellen, dass das gesamte Abendessen wegrationalisiert worden war. Leider hatte sich Tanja in Erwartung eines üppigen Mahls einen halben Liter Rotwein bestellt. Eine Suppe, ein kaltes Salatbuffet mit Brot und Apfel, Birne oder Banane zum Nachtisch fingen den Rotwein nicht wirklich auf. Also genoß ich anschließend die Sauna für mich alleine, weil Tante Tanja im Bett liegend versuchte ihr Problem mit der Schwerkraft in den Griff zu bekommen. Nach zwei weiteren Massagen am Montag Morgen ging es dann ab Richtung Heimat.

 

Fazit: Skifoarn - geil, Bad Wörishofen - Horror, Flirtfaktor-  -2 (da hat Lutz, der vorher meinte ich dürfte nur fahren, wenn Tante Tanja aufpasst, dass ich nichts mit dem Masseur starte,  sich völlig umsonst Sorgen gemacht)

Eure Nico
 
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